4. ADAC-Bilstein Super-Sprint 1977 | Formel 3 | Rennen

  • 4. ADAC-Bilstein Super-Sprint
  • 8. Lauf ONS-Formel 3-Meisterschaft 1977
  • Veranstalter: AC Mayen 1927 e.V. im ADAC
  • Start- und Zielschleife, 2.292 m

Zeitplan "Formel 3"*

Samstag, 1. Oktober 1977
 11.00 Uhr Formel 3 | 1. Zeittraining  
14.20 Uhr Formel 3 | 2. Zeittraining Mehr …
Sonntag, 2. Oktober 1977
 16.00 Uhr Formel 3 | Rennen  

Skandinavische Dominanz im Regen: Olofsson siegt am Nürburgring

  • Schwedischer Doppelerfolg durch Anders Olofsson und Ulf Svensson bei widrigsten Wetterbedingungen
  • Titelträger Peter Scharmann tritt nicht mehr an – Bertram Schäfer scheidet früh aus
  • Peter Kroeber qualifiziert sich überraschend als Zwölfter für das Rennen im Bose-Hifi-Team

Am 2. Oktober 1977 fand auf der Start-und-Ziel-Schleife des Nürburgrings der achte und zugleich letzte Lauf zur ONS-Formel-3-Meisterschaft statt. Eingebettet in den Rahmen des 4. ADAC Bielstein Supersprints wurde das Finale unter widrigen Bedingungen ausgetragen. Dauerregen und tiefe Temperaturen sorgten für schwierige Streckenverhältnisse, unter denen vor allem die Fahrer aus Schweden glänzten. Ohne den bereits feststehenden Meister Peter Scharmann entwickelte sich das Rennen weniger zu einem Duell um den Titel, als vielmehr zu einer Demonstration skandinavischer Nervenstärke im Regen.

Qualifikation und Hoffnungslauf: Kroeber überrascht – Schlich fliegt ab

In einem auf 18 Fahrzeuge begrenzten Starterfeld qualifizierten sich die besten zwölf Piloten direkt. Der Rest musste in einem Hoffnungslauf um die verbliebenen sechs Plätze kämpfen. Die Pole-Position sicherte sich Bertram Schäfer mit einer Rundenzeit von 52,5 Sekunden – exakt zeitgleich mit dem Schweden Anders Olofsson, der damit ebenfalls aus der ersten Startreihe ins Rennen ging. Schäfer kehrte nach vorangegangener Abstinenz für dieses Finale noch einmal ins Geschehen zurück.

Im Hoffnungslauf kam es zu mehreren bemerkenswerten Ereignissen. Der vom Pech verfolgte Rudi Niggemeier aus Salzkotten konnte wegen eines abgebrochenen Kerzensteckers nicht starten. Für Aufsehen sorgte auch Jürgen Schlich, der mit gewohnt aggressivem Fahrstil versuchte, den Anschluss zur Spitze zu halten – allerdings vergeblich: Ein Ausritt mit anschließender Beschädigung des Fahrzeugs beendete seine Ambitionen.

Die sechs Piloten, die sich über den Hoffnungslauf qualifizieren konnten, waren schließlich Werner Klein, Alan Smith, Reto Joerg, Günther Kölmel, Bernd Breil und Peter Bonk. Für das Bose-Hifi-Racing-Team gab es hingegen Grund zur Freude: Peter Kroeber, aus der Formel Ford bekannt, sicherte sich mit 54 Sekunden als Zwölfter den letzten direkten Qualifikationsplatz und übernahm damit offiziell den Wagen von Herbert Bürgmayr.

Das Rennen: Olofsson souverän – Schäfer scheidet früh aus

Der eigentliche Wertungslauf entwickelte sich trotz der schwierigen Bedingungen zu einem unspektakulären Rennen. Bereits in der ersten Runde musste der von der Pole gestartete Bertram Schäfer seinen Ralt neben der Strecke abstellen – ein früher Rückschlag für den Rückkehrer. Damit war der Weg frei für Anders Olofsson, der das Rennen in beeindruckender Manier kontrollierte und sich auch vom starken Regen nicht beirren ließ.

Sein Landsmann Ulf Svensson behauptete sich ebenfalls stark und komplettierte den schwedischen Doppelsieg. Mike Karten, lange Zeit auf Rang zwei unterwegs, schied in der 26. Runde mit einem technischen Defekt aus, wurde jedoch aufgrund der zurückgelegten Distanz noch als Zehnter gewertet.

Rudolf Dötsch sicherte sich als bester Deutscher den dritten Platz im Ziel und damit das letzte Podium der Saison. Ebenfalls erwähnenswert war das solide Debüt von Peter Kroeber im neuen Teamumfeld, der als Siebter gewertet wurde und somit direkt bei seiner Premiere in die Punkteränge fuhr.

Pole Position #1, Bertram Schäfer,
Klaus Zimmermann Racing Team Cologne,
Ralt RT1 Toyota,
0.52,5 min = 157.165 km/h
Gestartet 18
Gewertet 10
Nicht gewertet 8
Sieger #5, Anders Olofsson,
Puss o Kram Jeans Racing,
Ralt RT1 Toyota,
35 Runden, 40:18.4 min = 119.414 km/h
Schnellste Runde #5, Anders Olofsson,
Puss o Kram Jeans Racing,
Ralt RT1 Toyota,
1:03.6 min = 129.736 km/h in Runde 14

Gesamtergebnis

 #TeamFahrerWagenRnd.Gesamt (min)
Schnitt (km/h)
Rückst. (min)
Schn.-Rnd. (min)
Schnitt (km/h)
in Runde
1. 5 Puss o Kram Jeans Racing  Anders Olofsson Ralt RT1 Toyota  35 40:18.4
119,414
1.03,6
129,735
14
2. 4   Ulf Svensson Ralt RT1 Toyota  35 40:35.1
118,595
0.16,7
1.04,4
129,126
9
3. 21 KWS-Freizeit-Racing-Team 77  Rudolf Dötsch  Chevron B 34 Toyota  35 40:56.4
117,567
0.38,0
1.03,9
129,126
9
4. 11 Equipe Liqui-Moly Thomas von Löwis of Menar  Ralt RT1 Toyota  34 40:37.0
115,117
1 Runde
1.06,5
124,078
13
5. 10 SAG Racingteam im ADAC Heinz Scherle  March 753 Toyota  34 40:37.2
1115,107
1 Runde
1.06,3
124,452
13
6. 24 KWS-Autotechnik-Team  Jörg Reto March 753 BMW  34 40:56.1
114,222
1 Runde
1:06,4
124,265
6
7. 2 Bose HiFi-Racing-Team  Peter Kroeber  Derichs D37 BMW  34 41: 33.9
112,490
1 Runde
1.06,7
123,706
8
8. 18   Peter Bonk  Derichs D35 Toyota  29 40:20.7
98,849
6 Runden
1.08,0
121,341
10
9. 25 KWS-Autotechnik-Team  Jochen Dauer  Chevron B34 Toyota  28 33:09.7
116,114
7 Runden
1.04,7
127,530
10
10. 9   Michael Korten  Maco 376 Toyota  26 29:14.4
122,281
9 Runden
1.03,7
129,532
10
Nicht gewertet
  20   Günter Kölmel  March 753 Toyota  17 20:59.2
111,396
18 Runden
1.09,0
119,582
10
  26 KWS-Autotechnik-Team  Bernd Breil  March 723 BMW  17 25:15.7
92,544
18 Runden
1.15,8
108,854
9

  7   Huub Rothengatter  March 763 Toyota  14 16:59.7 
113,285
21 Runden
1.06,5
124,078
8
  27 KWS-Freizeit-Racing-Team 77 Wolfgang Klein  Chevron B38 Toyota  3 3:47.5
108,807
32 Runden
1.14,1
111,352
3
  12 Motorsport-Cluv Stuttgart e.V. im ADAC Werner Fischer  Ralt RT1 BMW  3 4:06.2
100,542
32 Runden
1.34,3
87,499
3
  1 Klaus Zimmermann Racing Team Cologne  Bertram Schäfer  Ralt RT1 Toyota  1 1: 07.4
122,421
34 Runden
1.07,4
122,421
1
  23 KWS-Autotechnik-Team  Alan Smith  Chevron B38 Toyota  1 1:13.4
112,414
34 Runden
1.13,5
112,414
1
  28 KWS-Freizeit-Racing-Team 77 Werner Klein  Chevron B38 Toyota  0 - -

Fahrerporträt: Anders Olofsson – Skandinaviens stille Konstante

Anders Olofsson, geboren am 31. März 1952 im schwedischen Falkenberg, galt in den späten 1970er-Jahren als eines der vielversprechendsten Talente aus dem skandinavischen Raum. Bereits früh zeigte sich sein außergewöhnliches Fahrkönnen im Formelsport – diszipliniert, präzise und mit einer bemerkenswerten Konstanz unter unterschiedlichsten Bedingungen.

Nach ersten Erfolgen in nationalen Serien machte Olofsson international auf sich aufmerksam, als er 1977 in der ONS-Formel-3-Meisterschaft mehrere starke Auftritte hinlegte. Sein Sieg beim Saisonfinale auf dem Nürburgring unter extrem schwierigen Wetterverhältnissen markierte einen sportlichen Höhepunkt dieser Phase und unterstrich sein fahrerisches Potenzial.

In den Folgejahren schlug Olofsson eine vielseitige Karriere ein: Er blieb dem Formelsport zwar verbunden, feierte seine größten Erfolge jedoch im Tourenwagen- und Langstreckensport. Insbesondere im japanischen Motorsport etablierte er sich als feste Größe – unter anderem durch seine Erfolge in der Japanischen Tourenwagen-Meisterschaft und bei den 24 Stunden von Le Mans, wo er mehrfach auf das Podium fuhr.

Seine Karriere war geprägt von technischer Raffinesse, strategischem Verständnis und einer ruhigen, nahezu analytischen Herangehensweise ans Rennenfahren – Eigenschaften, die ihm in einem von Lautstärke und Ego geprägten Sport einen besonderen Status verliehen. Anders Olofsson verstarb 2008 im Alter von 55 Jahren nach kurzer Krankheit. Sein Name bleibt vor allem Kennern und Historikern des internationalen Motorsports in Erinnerung.

Zur Übersicht "Chronologie 1977"


Quellen und Literatur:
Programmheft der Veranstaltung,
Sportfahrer 11/1977,
formel3guide.com,
wikipedia.org
*vorläufiger Zeitplan, Zeiten können abweichen