- 27. Großer Preis von Deutschland 1965
- 7. Lauf der Automobil-Weltmeisterschaft 1965
- Veranstalter: AvD, Frankfurt
- Nordschleife, 22,81 km
- 15 Runden = 342,15 km
- Wetter: bewölkt, trocken
1. August 1965
Das Training
Der Nürburgring empfing die Teams mit typischem Eifel-Wetter: Bewölkt und Regen in der Luft. Das Training war intensiv und sollte die ersten Vorzeichen setzen, wer sich auf dem 22,81 Kilometer langen Kurs am besten durchsetzen würde. Ursprünglich waren vier Trainingssessions geplant, doch die Veranstalter reduzierten sie auf drei. Lotus-Fahrer Jim Clark begann das Training mit moderaten Zeiten, doch schnell wurde klar, dass er der Mann war, den es zu schlagen galt. Die Konkurrenz, allen voran Jackie Stewart und Graham Hill, zeigte sich ambitioniert. Stewart fuhr am Freitagmorgen die schnellste Zeit und unterbot den Vorjahresrekord um beeindruckende neun Sekunden. Doch das war nur der Auftakt.
Das zweite Training am Nachmittag sollte dann der Bühne für Clark werden. Mit einer Zeit von 8:22,7 Minuten verbesserte er die Bestzeit nochmals deutlich und setzte sich klar an die Spitze. Während sich die anderen Piloten um ihre Plätze stritten, musste Stewart mit Elektrikproblemen pausieren. Clark hingegen war nicht zu bremsen. Er setzte mit mehr als drei Sekunden Vorsprung ein klares Zeichen und sicherte sich souverän die Pole-Position. Stewart schaffte es auf Platz zwei, gefolgt von seinem Teamkollegen Hill.
Das Rennen
Bevor die 19 Fahrer loslegten, begann es leicht zu regnen, doch die Strecke trocknete schnell wieder ab. Clark startete aus der Pole und verlor keine Zeit – er setzte sich sofort an die Spitze des Feldes und baute bereits in der ersten Runde einen beachtlichen Vorsprung auf. Graham Hill folgte ihm auf Platz zwei, während Jackie Stewart und Dan Gurney um die dritte Position kämpften. Für Stewart war das Rennen allerdings früh beendet: Ein Ausrutscher in der zweiten Runde beschädigte seine Aufhängung, und er musste aufgeben.
Während Clark vorne einsam seine Runden zog und einen neuen Streckenrekord nach dem anderen aufstellte, spielte sich hinter ihm ein spannender Kampf ab. Graham Hill und Dan Gurney lieferten sich ein Duell um Platz zwei, doch Hill konnte seinen Verfolger in Schach halten. Ferrari-Pilot John Surtees hatte bereits früh keine Chance mehr auf einen Sieg. Ein Getriebeschaden zwang ihn zu einem langen Boxenstopp, und obwohl er später zurück ins Rennen ging, war an einen Sieg nicht mehr zu denken.
Im Mittelfeld sorgten zahlreiche technische Probleme für Ausfälle. Gerhard Mitter, der einzige deutsche Fahrer im Feld, musste seinen Lotus Climax nach einem Antriebswellenschaden an achter Position liegend abstellen. Auch weitere Fahrer wie Bruce McLaren, Jo Siffert und Denny Hulme sahen die Zielflagge nicht.
In der zweiten Rennhälfte war Clark uneinholbar. Mit jedem Kilometer vergrößerte er seinen Vorsprung auf Hill, der zu diesem Zeitpunkt bereits 25 Sekunden zurücklag. Der Schotte bewies erneut, warum er als einer der besten Fahrer seiner Generation galt: Er fuhr einen perfekten Grand Slam – Pole-Position, alle Runden geführt, schnellste Runde und der Sieg.
Hinter ihm gab Gurney nicht auf und kam in den letzten Runden noch bis auf fünf Sekunden an Hill heran, doch für einen Angriff reichte es nicht mehr. Graham Hill wurde Zweiter, Gurney Dritter. Jochen Rindt, der spätere Weltmeister, schaffte es als Vierter ins Ziel und sammelte seine ersten Punkte in der Formel 1.
Jim Clark war der unangefochtene Held dieses Rennens. Mit seinem sechsten Sieg in der Saison sicherte er sich vorzeitig die Fahrerweltmeisterschaft und bescherte Lotus auch den Konstrukteurstitel. Jim Clark sagte nach dem Rennen, dass 1965 das beste Jahr seiner Karriere sei und er es als sein "Magisches Jahr" in Erinnerung behalten werde.

Im Training | 22 |
Pole Position | #1, Jim Clark, Team Lotus, Lotus-Climax 33, 8.22,7 Min. |
Gestartet | 19 |
Gewertet | 8 |
Nicht gewertet | 11 |
Sieger | #1, Jim Clark, Team Lotus, Lotus-Climax 33, 15 Runden, 2:07:52,4 h = 160,5 km/h |
Schnellste Runde | #1, Jim Clark, Team Lotus, Lotus-Climax 33, 8:24,1 min = 162,9 km/h in Runde 10 |
Gesamtergebnis
# | Team | Fahrer | Wagen | Rnd. | Stopps | Zeit | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | #1 | Team Lotus | Jim Clark | Lotus-Climax 33 | 15 | 0 | 2:07:52,4 |
2 | #9 | Owen Racing Organisation | Graham Hill | B.R.M. P261 | 15 | 0 | 2:08:08,3 |
3 | #5 | Brabham Racing Organisation | Dan Gurney | Brabham-Climax BT11 | 15 | 0 | 2:08:13,8 |
4 | #12 | Cooper Car Co | Jochen Rindt | Cooper-Climax T77 | 15 | 0 | 2:11:22,0 |
5 | #4 | Brabham Racing Organisation | Jack Brabham | Brabham-Climax BT11 | 15 | 0 | 2:12:33,6 |
6 | #8 | Scuderia Ferrari | Lorenzo Bandini | Ferrari 158 | 15 | 0 | 2:13:01,0 |
7 | #16 | Rob Walker Racing | Joakim Bonnier | Brabham-Climax BT7 | 15 | 1 | 2:13:50,9 |
8 | #24 | Scuderia Centro Sud | Masten Gregory | B.R.M. P57 | 14 | 0 | + 1 Runde |
Nicht gewertet | |||||||
DNF | #7 | Scuderia Ferrari | John Surtees | Ferrari 1512 | 11 | 1 | Getriebeschaden |
DNF | #17 | Rob Walker Racing | Joseph Siffert | Brabham-B.R.M. BT11 | 9 | 0 | Motorschaden |
DNF | #20 | Team Lotus | Richard Attwood | Lotus-B.R.M. 25 | 8 | 0 | Wasserleck |
DNF | #2 | Reg Parnell Racing | Mike Spence | Lotus-Climax 33 | 8 | 0 | Kraftübertragung |
DNF | #3 | Team Lotus | Gerhard Mitter | Lotus-Climax 25 | 8 | 0 | Wasserleck |
DNF | #11 | Cooper Car Co | Bruce McLaren | Cooper-Climax T77 | 7 | 0 | Getriebe |
DNF | #6 | Brabham Racing Organisation | Denis Hulme | Brabham-Climax BT7 | 5 | 0 | Kraftstoffverlust |
DNF | #22 | Reg Parnell Racing | Paul Hawkins | Lotus-Climax 33 | 3 | 0 | Ölleck |
DNF | #19 | DW Racing Enterprises | Chris Amon | Lotus-B.R.M. 25 | 3 | 1 | elektrischer Schaden |
DNF | #10 | Owen Racing Organisation | Jackie Stewart | B.R.M. P261 | 2 | 1 | Aufhängung |
DNF | #21 | John Willment Automobiles | Frank Gardner | Brabham-B.R.M. BT11 | 0 | 0 | Aufhängung |
DNS | #18 | DW Racing Enterprises | Bob Anderson | Brabham-Climax BT11 | 0 | 0 | Trainingsunfall |
Nicht qualifiziert. | |||||||
NQ | #25 | Scuderia Centro Sud | Roberto Bussinello | B.R.M. P57 | |||
NQ | #23 | Ian Raby Racing | Ian Raby | Brabham-B.R.M. BT3 |
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Fotos:
Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Aufmacherfoto: Einziges Saisonrennen für Gerhard Mitter im Lotus
Quellen:
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1
Knupp, W. (Hrsg.): Kampf am Limit, Die Formel 1 Chronik 1950-2000, Zeitgeist Verlag, 2000, ISBN 3-89748-277-0
motorsportmagazine.com (abgerufen 4.12.2018)
www.grandprix.com (abgerufen 1.2.2018)
Wikipedia (abgerufen 1.2.2018)