31. Großer Preis von Deutschland 1969

Jackie Stewart im Matra MS80
  • 31. Großer Preis von Deutschland
  • 7. Lauf der Automobil-Weltmeisterschaft 1969
  • Veranstalter: AvD, Frankfurt
  • Nordschleife, 22,835 km
  • 14 Runden = 319,690 km
  • Wetter: sonnig und warm
  • Im Rahmenprogramm:
    - Int. AvD-Deutschlandpokal für Formel V, Sonntag, 03.08.1969, 10:30 Uhr,
    - Opel Markenrennen, Samstag, 02.08.1969, nach dem GP-Zeittraining und Sonntag, 03.08.1969, nach dem GP-Rennen

2.-3. August 1969

Wegen der geringen Teilnehmerzahlen entschlossen sich die Veranstalter ein gemeinsames Rennen für Formel-1- und -2-Rennwagen auszurichten.

Das Training

Die Fahrer nutzten den Freitagmorgen für erste Funktionstests, bevor sie sich in das echte Training stürzten. Einige jedoch, darunter Mario Andretti und Denis Hulme, blieben bereits in der ersten gezeiteten Runde mit technischen Problemen auf der Strecke liegen. Jo Siffert verpasste den Trainingsstart komplett, während Joakim Bonniers Auto überhaupt nicht am Ring auftauchte – die Nordschleife zeigte schon hier ihre Tücken.

Doch während sich die meisten Piloten mühsam an die Bedingungen anpassten, flogen Jackie Stewart und Jochen Rindt regelrecht über die Strecke. Beide durchbrachen die „8-Minuten-Schallmauer“ und setzten beeindruckende Zeiten. Stewart war mit 7:55,6 Minuten der Schnellste, während Rindt nur knapp dahinter lag. Jacky Ickx toppte jedoch alle, als er am Samstagnachmittag in unglaublichen 7:42,1 Minuten eine Bestzeit hinlegte und sich die Pole-Position sicherte.

Die Stimmung wurde jedoch durch den tödlichen Unfall des Formel-2-Fahrers Gerhard Mitter im Abschnitt Schwedenkreuz überschattet. Dieser tragische Vorfall führte zum Rückzug des BMW-Teams sowie von Hans Herrmann aus dem Rennen, was das Teilnehmerfeld weiter schrumpfen ließ.

Gerhard Mitter im BMW F269, wenige Minuten vor dem tödlichen Unfall
Gerhard Mitter im BMW F269, wenige Minuten vor dem tödlichen Unfall

Das Rennen

Am Sonntag um 14 Uhr startete das Rennen – und es ging gleich richtig los. Jacky Ickx, der große Favorit von der Pole-Position, verschlief den Start und musste mit ansehen, wie gleich mehrere Konkurrenten, darunter Jackie Stewart, Jo Siffert und Jochen Rindt, an ihm vorbeizogen. Schon in der ersten Runde schob sich auch noch Graham Hill vorbei, während Mario Andretti und Vic Elford in einem spektakulären Crash ausschieden. Elford’s Wagen landete nach einem Überschlag zwischen Bäumen, doch Andretti eilte heldenhaft zur Rettung und befreite Elford aus dem Wrack, bevor Schlimmeres geschehen konnte.

Ickx zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt und kämpfte sich binnen weniger Runden zurück an die Spitze des Feldes. In der dritten Runde legte er eine beeindruckende Zeit von 7:45,9 Minuten hin und überholte Jo Siffert, um den Zweikampf mit Stewart zu eröffnen. Runde für Runde versuchte er, den Schotten zu überholen, doch Stewart hielt zäh dagegen. Erst in der siebten Runde fand Ickx die entscheidende Lücke und schob sich an Stewart vorbei – das Rennen gehörte nun ihm.

Während Stewart mit Getriebeproblemen zu kämpfen hatte und allmählich zurückfiel, fuhr Ickx unaufhaltsam dem Sieg entgegen. Hinter ihm tobte ein hitziger Kampf um den dritten Platz zwischen Denis Hulme, Graham Hill und Bruce McLaren. Letztlich sicherte sich McLaren den dritten Rang, während Hill nach Problemen mit dem vierten Gang nur Vierter wurde.

Das Rennen war geprägt von weiteren Dramen. Jochen Rindt kämpfte mit Zündungsproblemen und fiel weit zurück, während der Wagen von Jo Siffert in der 12. Runde mit Motorschaden ausrollte. Auch in der Formel 2 forderte die Strecke Opfer, als Henri Pescarolo die Führung übernahm, nachdem Johnny Servoz-Gavin mit Motorschaden ausgefallen war. Rolf Stommelen, der auf Rang zwei in der Formel 2 lag, sah die Ziellinie buchstäblich brennen: Sein Wagen fing Feuer, doch er ließ sich nicht aufhalten und rollte mit abgestelltem Motor als vierter der F2-Wertnug über die Ziellinie.

Am Ende stand Jacky Ickx als verdienter Sieger auf dem Podium, nachdem er eine nahezu fehlerfreie Leistung abgeliefert hatte. Mit einem Vorsprung von fast einer Minute vor dem zweitplatzierten Stewart feierte er einen beeindruckenden Sieg auf der schönsten Rennstrecke der Welt.

Im Training 26
Pole Position #6, Jacky Ickx,
Motor Racing Developments,
Brabham BT26-Ford,
7.42,1 Min.
Gestartet 21
Im Ziel 10
Gewertet 12
Nicht gewertet 9
Sieger F1 #6, Jacky Ickx,
Motor Racing Developments,
Brabham BT26-Ford,
14 Runden, 0:49:55,4  Std.
Sieger F2 #29, Henri Pescarolo,
Matra Sports,
Matra MS7-Cosworth,
14 Runden, 1:58.06,4 Std.= 162,4 km/h
Schnellste Runde F1 #6, Jacky Ickx,
Motor Racing Developments,
Brabham BT26-Ford,
7:43,8 Min.
Schnellste Runde F2 #27, Johnny Servoz-Gavin,
Matra International,
Matra MS7-Cosworth,
8.12,4 min = 166,9 km/h
Bruce McLaren im McLaren M7C
Bruce McLaren im McLaren M7C

Gesamtergebnis

 #Kls.TeamFahrerWagenReifenRnd.StoppsZeit
1 6 F1 Motor Racing Developments Jacky Ickx Brabham BT26-Ford Goodyear 14 0 1:49:55,4
2 7 F1 Matra International Jackie Stewart Matra MS80-Ford Dunlop 14 0 1:50.53,1
0:57,7
3 10 F1 Bruce McLaren Motor Racing Bruce McLaren McLaren M7C-Ford Goodyear 14 0 1:53.17,0
3:21,6
4 1 F1 Gold Leaf Team Lotus Graham Hill Lotus 49B-Ford Firestone 14 0 1:53.54,2
3:58,8
5 26 F2 Matra Sports Henri Pescarolo Matra MS7-Cosworth Dunlop 14 0 1:58.06,4
7:11,0
6 29 F2 Frank Williams Racing Cars Richard Attwood Brabham BT30-Cosworth Dunlop 13 0 1 Runde
7 20 F2 Ahrens Racing Team Kurt Ahrens jr. Brabham BT30-Cosworth Dunlop 13 0 1 Runde
8 22 F2 Roy Winkelmann Racing Rolf Stommelen Lotus 59B-Cosworth Firestone 13 0 1 Runde
9 31 F2 Felday Engineering Peter Westbury Brabham BT30-Cosworth Firestone 13 0 1 Runde
10 30 F2 Squadra Tartaruga Xavier Perrot Brabham BT23C-Cosworth Firestone 13 0 1 Runde
11* 11 F1 Rob Walker/
Jack Durlacher Racing
Joseph Siffert Lotus 49B-Ford Firestone 12 0 DNF/Aufhängung
12* 8 F1 Matra International Jean-Pierre Beltoise Matra MS80-Ford Dunlop 12 0 DNF/Aufhängung
Nicht gewertet
DNF 9 F1 Bruce McLaren Motor Racing Denis Hulme McLaren M7A-Ford Goodyear 11 0 Kraftübertragung
DNF 15 F1 Owen Racing Organisation Jackie Oliver B.R.M. P138 Dunlop 11 0 Ölleitung
DNF 28 F1 Gold Leaf Team Lotus Jochen Rindt Lotus 49B-Ford Firestone 10 1 Zündung
DNF 28 F2 Tecno Racing Team François Cevert Tecno 306-Cosworth Dunlop 9 0 Getrieben
DNF 27 F2 Matra International Johnny Servoz-Gavin Matra MS7-Cosworth Dunlop 6 0 Motor
DNF 16 F1 Ecurie Bonnier Joakim Bonnier Lotus 49B-Ford Firestone 4 0 Treibstoffleck
DNF 17 F1 Frank Williams Racing Cars Piers Courage Brabham BT26-Ford Dunlop 1 0 Fahrfehler
DNF 3 F1 Gold Leaf Team Lotus Mario Andretti Lotus 63-Ford Firestone 0 0 Unfall
DNF 12 F1 Antique Automobiles
Racing Team
Vic Elford McLaren M7B-Ford Goodyear 0 0 Unfall
Nicht gestartet
DNS 14 F1 Owen Racing Organisation John Surtees B.R.M. P139 Dunlop      
DNS 21 F2 Roy Winkelmann Racing Hans Herrmann Lotus 59B-Cosworth  Firestone      
DNS 23 F2 BMW Hubert Hahne BMW 269/F2 Dunlop      
DNS 24 F2 BMW Gerhard Mitter BMW 269/F2 Dunlop      
DNS 25 F2 BMW Dieter Quester BMW 269/F2 Dunlop      

* Nicht im Ziel, aber dennoch gewertet

Video (ohne Ton)

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Fotos:
Lothar Spurzem, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Aufmacherfoto: Jackie Stewart im Matra MS80
Quellen und Literatur:
Reuß, E.: Grand Prix – 70 Jahre Großer Preis von Deutschland, Motorbuch Verlag, 1997, ISBN 3-613-01836-5
Peter Higham: Guinness Guide To International Motor Racing, Guinness Publishing Ltd., ISBN 0-85112-642-1
Knupp, W. (Hrsg.): Kampf am Limit, Die Formel 1 Chronik 1950-2000, Zeitgeist Verlag, 2000, ISBN 3-89748-277-0
www.grandprix.com (abgerufen 7.2.2018)
www.motorsportmagazine.com (abgerufen 6.12.2018)
Wikipedia (aufgerufen 7.2.2018)
Video: YouTube/British Pathé

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