- 12. ADAC Goodyear 300 km Rennen
- 2. Lauf Deutsche-Automobil-Rennsport-Meisterschaft 1977
- Veranstalter: ADAC – Gau Mittelrhein e.V., Koblenz
- Strecke: Nordschleife
Die Deutsche Rennsport-Meisterschaft (DRM) 1972 war die erste Saison dieser Meisterschaft und umfasste Rennen über 500 km. Die DRM löste die Deutsche Automobil-Rundstrecken-Meisterschaft (DARM) ab und war die wichtigste deutsche Automobilrennsportserie von 1972 bis 1985. In den ersten Jahren wurden modifizierte Tourenwagen nach FIA-Gruppe-2-Regeln eingesetzt, wobei die Rennen in zwei Divisionen aufgeteilt waren: Division 1 (bis 4000 cm³) und Division 2 (bis 2000 cm³).
Zeitplan DRM*
Freitag, 25. März 1977 | ||
---|---|---|
12.00-13.30 Uhr | Deutsche Rennsport Meisterschaft | Zeittraining |
Samstag, 26. März 1977 | ||
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09.00-10.30 Uhr | Deutsche Rennsport Meisterschaft | Zeittraining |
Sonntag, 27. März 1977 | ||
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09.00-09.10 Uhr | Deutsche Rennsport Meisterschaft, Division I (Start- und Zielschleife) | warm up | |
09.20-09.30 Uhr | Deutsche Rennsport Meisterschaft, Division II (Start- und Zielschleife) | warm up | |
11.30-12.30 Uhr | Deutsche Rennsport Meisterschaft, Division I und II | Rennen | |
16.00-17.00 Uhr | Sonderrennen der Wagen der Division I und II der Deutschen Automobil-Rennsport-Meisterschaft | Rennen |
Das Rennen
Duell der Giganten: BMW gegen Porsche beim 12. Int. ADAC-Goodyear-300-km-Rennen
- Überraschung in der Division II: BMW-Junioren behaupten sich trotz hochkarätiger Konkurrenz durch Stuck und Peterson.
- In der großen Division sichern sich Stommelen, Schurti und Wollek die Top-Plätze nach zähem Kampf.
- Zahlreiche Ausfälle und wechselhafte Wetterverhältnisse ermöglichen Privatfahrern den Sprung in die Punkteränge.
Beim zweiten Lauf zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft 1977 auf dem Nürburgring trafen hochkarätige Werksfahrer auf ein Wetter, das kaum Vorhersagen zuliess. Nach dem klaren BMW-Debüt in Zolder versprachen die komplexe Streckenführung und die wechselhaften Bedingungen am Nürburgring ein völlig anderes Kräfteverhältnis. Das traditionsreiche Goodyear-300-Kilometer-Rennen wurde zum Schauplatz technischer Herausforderungen, taktischer Fehlgriffe – und einem Kraftakt der Spitzenfahrer, der in Erinnerung bleiben sollte.
Division I – Porsche unter sich
In der großen Division, die von Porsche dominiert wurde, verlief das Training zunächst nach Plan. Rolf Stommelen setzte im Gelo-Porsche die Bestzeit, dicht gefolgt von Manfred Schurti im Max-Moritz-911er und Jochen Mass im Brambring-Porsche. Bob Wollek hatte dagegen mit technischen Problemen zu kämpfen. Der Franzose, dessen Kremer-Porsche bereits in Mugello beschädigt worden war, konnte nur eine gezeitete Runde absolvieren, bevor ein Elektrikdefekt längere Boxenaufenthalte erforderte. So mussten sich Edgar Dören und Franz Konrad nicht unverdient vor ihm platzieren.
Das Rennen begann ähnlich turbulent wie in der kleinen Klasse. Während die Regenreifen-Strategie bei den Privatiers zunächst Wirkung zeigte, blieb Stommelen an der Spitze und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Dahinter kam es zu intensiven Positionskämpfen: Schurti und Wollek schoben sich mit kontrollierter Aggression an Kannacher und Konrad vorbei, wobei sich Wollek noch an Jochen Mass vorbeikämpfen konnte, dessen Fahrzeug von einem schleichenden Leistungsverlust beeinträchtigt war. Mass rettete den vierten Platz, hinter dem dominierenden Trio aus Stommelen, Schurti und Wollek.
Pole Position | #66, Rolf Stommelen, Gelo-Racing, Porsche 935, 7:46.1 min = 176.370 km/h |
Gestartet | 11 |
Gewertet | 8 |
Nicht gewertet | 3 |
Sieger | #66, Rolf Stommelen, Gelo-Racing, Porsche 935, 7 Runden, 159.845 km = 169.531 km/h |
Schnellste Runde | #66, Rolf Stommelen, Gelo-Racing, Porsche 935, 7:51.0 min = 174.535 km/h |
Ergebnisse Division I
# | Team | Fahrer | Wagen | Rnd. | Gesamt (h) | |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | 66 | Gelo-Racing-Team Georg Loos KG | Rolf Stommelen | Porsche 935 | 7 | 0:56:35.3 |
2. | 52 | Jägermeister-Max-Moritz-Team | Manfred Schurti | Porsche 935 | 7 | 0:57:02.4 |
3. | 51 | Vaillant-Kremer-Team | Bob Wollek | Porsche 935 | 7 | 0:57:03.5 |
4. | 54 | Brambring-Racing | Jochen Mass | Porsche 935 | 7 | 0:57:06.3 |
5. | 53 | Autohaus Max Moritz GmbH | Edgar Dören | Porsche 934 | 7 | 1:01:15.5 |
6. | 61 | Dieter Schornstein | Porsche 934 | 6 | ||
7. | 56 | Kannacher-GT-Racing | Jürgen Kannacher | Porsche 935 | 6 | |
8. | 58 | Kannacher-GT-Racing | Franz Konrad | Porsche 935 | 5 | |
Nicht gewertet | ||||||
57 | Kannacher GT-Racing | Jürgen Neuhaus | Porsche 934 | 4 | ||
67 | Valvoline Deutschland | Eberhard Sindel | Porsche 935 | 4 | ||
70 | Hahn Sportwagen GmbH | Klaus Utz | Porsche Carrera RSR | 0 |
Division II – BMW-Junioren unter Hochspannung
Im Fokus der Division II stand nicht mehr allein das junge, talentierte BMW-Juniorenteam. Überraschend fanden sich die Nachwuchsfahrer plötzlich in einer Kampfgruppe wieder, die von internationalen Spitzenfahrern wie Hans-Joachim Stuck und Ronnie Peterson ergänzt wurde. Beide waren kurzfristig in Fahrzeuge des Teams Faltz (Stuck) und Team Hohmann (Peterson) eingesprungen, was die Messlatte für Marc Surer, Manfred Winkelhock und Eddie Cheever deutlich höher legte.
Im Training lagen Stuck und Peterson erwartungsgemäß vorn, doch Heyer zeigte erneut seine Erfahrung und positionierte sich direkt dahinter. Die Junioren reihten sich geschlossen dahinter ein, während Fahrzeuge von Harald Grohs, Albrecht Krebs und Jörg Obermoser kleinere technische Schwierigkeiten durchzustehen hatten. Ein beeindruckender Wert kam dennoch von Krebs, der im freien Training eine beachtliche 8:09 fuhr – nachdem ein Problem mit dem Ladedruck im Zeittraining erkannt und behoben worden war.
Im Rennen selbst sorgten nasse, aber abtrocknende Verhältnisse für eine anspruchsvolle Reifenwahl. Während die erfahrenen Werksfahrer auf Slicks setzten, versuchten einige Privatiers mit Regenreifen auf das Unwetter zu spekulieren – ein Risiko, das sich nur kurzzeitig auszahlte. Besonders Franz Konrad und Jürgen Kannacher konnten sich zunächst in Szene setzen, wurden jedoch bald von der Spitzengruppe eingeholt.
An der Spitze lieferten sich Stuck und Heyer ein eindrucksvolles Duell. Der BMW von Stuck profitierte vom frischen Motor, Heyer hielt trotz technischer Nachteile wacker dagegen. Cheever und Peterson lieferten sich ein erbittertes Duell um Platz drei, das durch technische Defekte ein abruptes Ende fand: Während Cheever seinen Motor überdrehte, stoppte Peterson seinen Lauf aufgrund eines vermeintlichen Motorschadens, der sich später als elektrischer Fehler herausstellte.
Dramatisch verlief das Rennen für mehrere BMW-Teams: Grohs wurde von Winkelhock ins Aus gedrängt, Ertl fiel mit defekter Kupplung aus, Krebs und Hahne kollidierten, und Obermoser schied wegen Motorschadens aus. Übrig blieben nur noch fünf Fahrer aus den Werks- und Semi-Werksteams – Stuck, Heyer, Surer, Winkelhock und Hezemans –, die das Rennen schließlich auch unter sich ausmachten. Heyer fiel gegen Ende durch einen Auspuffdefekt zurück, wodurch der Weg für Stuck zum Sieg frei wurde.
Durch die zahlreichen Ausfälle rückten einige Privatfahrer in die Punkteränge vor: Hannes Pennartz, Hans Schall und Rudolf Gülker belegten die Plätze sechs bis acht und profitierten so von den technischen Dramen der Favoriten.
Pole Position | #21, Ronnie Peterson, Hohmann Auto Technik, BMW 320, 8:11.1 min = 167.390 km/h |
Gestartet | 19 |
Gewertet | 8 |
Nicht gewertet | 11 |
Sieger | #15, Hans-Joachim Stuck, Jägermeister-Faltz-BMW-Team-Essen, BMW 320, 7 Runden, 159.845 km = 162.412 km/h |
Schnellste Runde | #15, Hans-Joachim Stuck, Jägermeister-Faltz-BMW-Team-Essen, BMW 320, 8:17.7 min = 165.171 km/h |
Ergebnisse Division II
# | Team | Fahrer | Wagen | Rnd. | Gesamt (h) | |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | 15 | Jägermeister-Faltz-BMW-Team-Essen | Hans-Joachim Stuck | BMW 320 | 7 | 0:59:03.1 |
2. | 1 | Mampe Ford Zakspeed Team | Hans Heyer | Ford Escort | 7 | 0:59:23.9 |
3. | 12 | BMW Junior Team | Marc Surer | BMW 320 | 7 | 0:59:53.0 |
4. | 13 | BMW Junior Team | Manfred Winkelhock | BMW 320 | 7 | 1:00:05.4 |
5. | 10 | Ford-Grab-Weisberg-Werkzeuge | Toine Hezemans | Ford Escort | 7 | 1:02:02.9 |
6. | 31 | Hannes Pennartz | BMW 2002 | 6 | ||
7. | 36 | Hans Schell | BMW 2002 | 5 | ||
8. | 32 | Rudolf Gülker | BMW 2002 | 5 | ||
Nicht gewertet | ||||||
21 | Hohmann Auto Technik | Ronnie Peterson | BMW 320 | 3 | ||
11 | BMW Junior Team | Eddie Cheever | BMW 320 | 3 | ||
18 | Liqui Moly GmbH | Andreas Schall | BMW 320 | 3 | ||
7 | Optische Werke G. Rodenstock | Harald Ertl | BMW 2002 Turbo | 3 | ||
8 | Fruit of the Loom Team - Heidegger Team | Peter Schneeberger | BMW 320 | 3 | ||
24 | Wolfgang Wolf | Fiat X1/9 | 3 | |||
14 | Jägermeister-Faltz-BMW-Team-Essen | Harald Grohs | BMW 320 | 1 | ||
2 | Mampe Ford Zakspeed Team | Armin Hahne | Ford Escort | 1 | ||
6 | Optische Werke G. Rodenstock | Albrecht Krebs | BMW 2002 Turbo | 0 | ||
33 | BMC - Bergischer Motor-Club Wuppertal | Hans-Günther Agosti | Porsche 914/6 | 0 | ||
28 | Günther Hildenbrand | BMW 2002 | 0 |
Ein zusätzlicher Sonderlauf bei strömendem Regen, mit einem Preisgeld von 50.000 Mark dotiert, sorgte für eine weitere Überraschung: Der Niederländer Toine Hezemans konnte diesen Lauf gewinnen – allerdings begünstigt durch das frühe Ausscheiden fast aller Favoriten.
Der Nürburgring zeigte eindrücklich, dass fahrerisches Können allein nicht genügt – technische Zuverlässigkeit und strategisches Geschick waren ebenso entscheidend. Während in der Division II BMW mit geballter Werksmacht den Ton angab, verteidigten die Porsche-Teams in der großen Klasse souverän ihre Vormachtstellung.
Nach zwei Läufen führte Manfred Schurti die Meisterschaft mit 35 Punkten an, gefolgt von Marc Surer (32), Hans Heyer (30), Bob Wollek (27) und Manfred Winkelhock (22).
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* Auszug aus dem vorläufigen Zeitplan, Zeiten können abweichen
Quellen: Programmheft, Sportfahrer 5/1977
Büsing, G., Mahla, U.: Einfach eine geile Zeit - DRM 1972-1985, Gruppe C Motorsport Verlag, 2020, ISBN 978-3-948501-03-7
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